Sie sind hier

Otto - Der neue Film

Es ist eines der ungeschriebenen, gleichwohl eisernen Gesetze der Filmgeschichte: jedem neuen Film folgt immer ein weiterer Film, der zum einen ein Film ist und zum anderen ein neuer. Ebenso im Falle der Filme von Otto Waalkes - hier folgt auf "Otto - Der Film" eben "Otto - Der neue Film". In diesem Film muss Otto die raue Familienwirklichkeit Ostfrieslands verlassen. Er erfindet dazu seine Kindheit und Jugend, diesmal auf "Hühneroog" neu. Es kommt, wie es kommen muss: der kleine Otto geht in die große Stadt (gespielt von Berlin), wo er aber zunächst nur mittelmäßig erfolgreich ist und mit dem Gedanken spielt, zurück nach Hühneroog zu gehen, was ihm aber durch seinen strengen, nationalistisch angehauchten Vermieter Rettich (gespielt von Dirk Dautzenberg) vermiest wird samt seiner Unterstützung durch Promenadenmischung "Harras", den schärfsten Kampfköter seit mindestens "Lassie"! An sich steigt der Film die ersten 10 Minuten etwas stärker ein als der erste Film, aber das liegt daran, dass dieser Eingang wesentlich durchkomponierter wirkt. Das ganze Elend des Films kündigt sich da aber schon an: letztlich muss das ganze Ding an der Albernheit von "Amboss - der Rabiator" scheitern. Zwar war 1987 vermutlich genau einer der Höhepunkte der "California Fitness Center"-Bodybuilding-Welle, aber möglicherweise war diese Welle auch schon stark am Kippen. Die Albernheit des Ganzen nimmt im Hintergrund eine zu stark tragende Rolle ein - das "Darüberlustigmachen", etwa wenn Otto sich zu Filmeingang als Leibwächter für den Rabiator Amboss bewirbt, kommt zu kurz und wird auch nicht dadurch gerettet, dass Amboss zu Filmende in Otto-Style über die Bühne hüpft (wobei das schon ein großer Moment ist). Leider wird das ganze durch die Schwärmerei von "Gaby Drösel" (einer Filmfigur) für Amboss den Rabiator (gespielt von Georg Blumensaat) überschattet. Die dem Film oft zur Last gelegten handwerklichen Schwächen sind im eigentlichen nicht nachvollziehbar. Dennoch ist es so, dass man Otto Waalkes da, wo er am stärksten ist, nämlich als Otto Waalkes nicht recht zur Geltung kommen lassen will, weil alles immer wieder auf die zugrundeliegende Amboss-Story zurückgeführt wird. Trotz eigentlich mit allen Wassern gewaschenen Schreibern wie Eilert oder Gernhard vermisst man hier das Erheben über die geltenden Modewellen der Zeit. Aerobic mit Tangas über dem Ganzkörperanzug, Bodybuilding und sein Fandom im Mainstream der Rocky-, Rambo- und Schwarzenegger-Filme, pinke hautenge Minikleider, das alles wird etwas zu sehr affirmativ behandelt, wo man es doch noch mehr auf die Schippe genommen wünscht. Ansonsten hat der Film große Momente! Ottos Liebeslied auf der Treppe etwa, das in einen famosen Slapstick mündet ("Du bist das Bohner, ich bin das Waaaaaachs") oder der Spruch "jawohl, mein Hausmeister". Ebenso überzeugt die stille Post, die von "das Rohr neigt zu biegen" ausgeht. Aber am Ende ist der Film eben zu wenig "Otto-Show" als dass er "die Amboss-Story" ist. Das ist im Rückblick etwas schade, denn diese Erkenntnis hätte uns vielleicht vor den weiteren Filmen in ihrer letztlichen Gestalt bewahren können! Denn diese haben der Story (oder was man dafür halten mag) immer mehr Raum im Vergleich zum Otto eingeräumt.