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Otto - Der Film

 Ja, das ist ja so eine Sache mit den Filmen, die man damals nie gesehen hat. Aber es gibt eben ein Alter, da wäre "Otto - Der Film" kaum als satisfaktionsfähiger Vorschlag eines gemeinsamen Kinogangs durchgegangen. Andererseits, fürchte ich, war 1985 auch so allerhand Anderes in den Kinocharts, was man geguckt hat, das im Endeffekt auch nicht deutlich akzeptabler war. Auf einschlägigen Seiten wird "Otto - der Film" mit Jessika Cardinahl seltsamerweise gar nicht in den 1985er Kinocharts geführt.

Die Wikipedia berichtet zwar:

"Es ist der bis heute erfolgreichste deutsche Kinofilm seit Beginn der Zuschauerzahlenerfassung 1980. Von der deutschen Erstaufführung am 19. Juli 1985 bis Jahresende sahen rund 14,5 Millionen (8,8 Mio. in der Bundesrepublik Deutschland, 5,7 Mio. in der DDR) Kinobesucher den Film." ( Seite „Otto – Der Film“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Januar 2012, 04:01 UTC. URL: http:// de.wikipedia.org/w/index.php?title=Otto_%E2%80%93_Der_Film&oldid=96365085 (Abgerufen: 2. Januar 2012, 20:08 UTC) )

Dennoch führen weder einige noch einige andere den Ottofilm überhaupt auf. Irgendwo scheinen dort Lücken zu bestehen. Waren etwa doch alle in "Rambo"? Wer weiß...

Die ganzen Jahre von 1985 bis heute dürfte es kaum aufgefallen sein, dass ich den ersten Film mit Otto Waalkes nie gesehen habe. Ich bin ja ohnehin ein großer Anhänger des Werkes von Otto Waalkes bis zur Mitte der 1980er und zitiere gerne allerhand aus den Otto-Shows. Da ein gewisser Anteil dieses Materials aus der Feder von Bernd Eilert oder Robert Gernhard auch in den ersten Ottofilm geflossen ist, kann ich hier also quasi zwei Quellen mit ener Klappe vortäuschen. Und den Rest hatte man ja irgendwo schon einmal aufschnappen können: "Ottos Super Service International" zum Beispiel, "und da waren sie wieder, meine drei Probleme" und das Schaf "Harald." Hier bin ich allerdings immer fehlgegangen, denn ich habe gedacht, das letzte Schaf heiße Harald, weil man ihm eins vor den Latz knallt. Aber es ist ja ganz anders, wie man hier hören und sehen kann...

Der Film beginnt eigentlich sehr schön, mit einer maritimen Szene, in der Otto aus einer Kloschüssel auftaucht. Man glaubt sich also bereits in "Otto - der Katastrofenfilm", da sich hier offenbar eine Katastrophe abgespielt haben muss, aber weit gefehlt. Die Vorgeschichte wird mittels einer weit ausholenden Rückblende erzählt. Otto Waalkes schildert hier eine der vielen unterschiedlichen Versionen seiner Kindheit in Ostfriesland, die nicht so wirklich glücklich verlaufen ist. Drangsal und Erniedrigungen bestimmen den rauen Alltag auf dem Land in Ostfriesland, insbesondere ausgeführt durch Ottos Eltern (gespielt von Hannelore Paschier und Helmut Hoffmann). Rettung verspricht die Flucht aus der kleinen Familie in die große weite Welt hinaus (gespielt von Hamburg). Doch der Kontakt mit dem Kapitalismus (Kreditbüro Shark, Ich-AG O.S.S.I.) führt in die Schuldenfalle. Fortan gilt es, 9876,50 DM aufzutreiben, um die Kreditaufnahme bei dem Wucherer (Peter Kuiper) zu tilgen.

Silvia von Kohlen und Reibach - die schöne Jessika Cardinahl

Otto schlägt sich mehr schlecht als recht durch, verfolgt aber von Beginn an zielstrebig und letztlich auch erfolgreich  die Liebe zu Silvia von Kohlen und Reibach. Diese wird gespielt von Jessika Cardinahl, die heute als Malerin und Bildhauerin tätig ist und sich für behinderte Kinder engagiert, da sie selbst Mutter einer Tochter mit Wolf-Hirschhorn-Syndrom ist. Als Einstand rettet Otto Silvia zunächst einmal das Leben. Das ist, gemessen an der Standardliebessituation, in der man jemanden möglicherweise als erstes überhaupt einmal kennenlernt, schon ein hoher Einstieg. Nach mehreren Umwegen, unter anderem mit Wolfgang Kleff als Friseur "Herr Astrid", endet der Film wie er begonnen hat, in einer Katastrophe, die ins Meer führt. Dabei wird in bester 9/11-Manier ein Landeversuch mit einem Jumbo-Jet auf einem Flugzeugträger unternommen, der den Produktionspreis des Filmes um mehrere Millionen Mark in die Höhe getrieben haben muss. Oh, und natürlich ist nicht zu unterschlagen, dass ein paar Darstellungen vorkommen, die so nicht mehr so toll gehen dürften. Nein, keine Aktfotos von Jessika Cardinahl sind hier gemeint, sondern die Szene, in der Otto zur Geldbeschaffung Günther Kaufmann als Sklaven verkauft - und die mit den Karneval feiernden Humba-Humba-Männchen auf der einsam geglaubten Insel. Ansonsten aber ein Ulk wie er im Buche steht. Im Buch Otto, nämlich :)