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Life

Life ist im Englischen zunächst ganz banal das Wort für "Leben". Weiterhin, so erfährt man eingangs der ersten Folge der Serie von NBC einigermaßen eindrücklich, steht es aber in übertragener Bedeutung auch für eine lebenslängliche Strafe (to get life)- "life is what he got, life is what he got back" sagt daher die Anwältin des vermutlich unschuldig wegen Mordes verurteilten Polizisten Charlie Crews (Damian Lewis), die es nach zwölf Jahren Haft zu einer Wiederaufnahme des Strafprozesses bringen kann. Die ganze Serie spielt in Los Angeles, daher hat Anwältin Constance Griffiths (Brooke Langton) wohl überhaupt Glück, dass Crews noch als Klient zur Verfügung stand, da ihm der Mord an einer ganzen Familie zur Last gelegt wurde und Kalifornien die Todesstrafe kennt. Nach einem Vergleich erhält Crews aber sowohl eine substanzielle Geldsumme (50 Millionen US-Dollar) als auch seine Stelle bei der LAPD zurück. In der ersten Staffel der Serie wird der Zuschauer so mit zwei Erzählsträngen vertraut gemacht, die die Geschichte bestimmen. Crews tritt seinen Dienst als neuer Partner von Detective Dani Reese (Sarah Shahi) an und löst mit ihr zusammen die im Alltag von Los Angeles anfallenden Mordfälle - die im Laufe der Serie einen nicht unbeträchtlichen Grad an Skurrilität annehmen. Einer der absurdesten "Toten der Woche" ist etwa Farthingale (Der halbierte Mann) aus Episode 8, wobei der deutsche Titel hier deutlich transparenter ist. Gleichzeitig führt Crews aber (mehr oder weniger) verdeckte Ermittlungen durch, die die Umstände seiner damaligen falschen Verurteilung beleuchten sollen. Aufgrund seiner langjährigen Haft hat Crews einige technologische Veränderungen nicht mitbekommen, was sich als running gag durch die ersten Folgen zieht. Nicht einfacher macht es ihm die Tatsache, dass seine Kollegin Reese nicht nur lediglich mäßig begeistert ist, ihn zur Strafe für ihr eigenes Fehlverhalten als Partner zu haben (was auch Crews selbst bewusst ist, der damit auch humorvoll spielt). Zudem ist die Vorgesetzte Lt. Karen Davis (Robin Weigert) stark daran interessiert, Crews wieder aus dem Polizeidienst zu entfernen, da sie einen Rachefeldzug Crews' vermutet. Es wirkt aber zunächst so, als habe Crews, der sich im Gefängnis dem Zen-Buddhismus zugewendet hat (und eine Vorliebe für frisches Obst entwickelt hat, das es als Gefängniskost nicht gibt), keinerlei Rachegedanken - aber so ganz sicher kann man sich aber da ja nie sein. Der rothaarige Crews jedenfalls versucht parallel zu seiner ungewöhnlichen Polizeiarbeit eine immer genauere Vorstellung davon zu entwickeln, was die Umstände der ihm zur Last gelegten Mordtat sind und wer die Hintermänner des Verbrechens sein könnten. In Rückblenden und immer wieder eingeschobenen Kurzsequenzen, in denen Menschen aus Crews' damaligem Umfeld interviewt werden, wird stückweise ein Einblick in die "Story hinter der Story gegeben". Die aktuellen Geschehnisse sind aber auch nicht ohne. Es gibt eine Reihe romantischer Verwicklungen, die nicht so ganz eindeutig auszufallen scheinen. Immer mal wieder geistern Tracey und Lacey oder Ginnie und Winnie (oder andere Damen ähnlichen Kalibers) im Hemdchen durchs Bild, ohne dass es aber Grund zu dauerhafterer Aufmerksamkeit gibt. Bei den Damen, die Crews' Interesse einigermaßen mehr verdient hätten, ergibt sich aber auch ein eher unstrukturiertes Bild zwischen nicht-wollen und nicht-dürfen, nicht-dürfen-wollen und nicht-wollen-dürfen. Sozusagen. Dies erfasst auch das Umfeld von Crews', seinen Gefängniskumpel Ted, der jetzt in einem Zimmer über Crews' Garage auf dessen Anwesen lebt und Crews' Vermögen verwaltet, und die ca. "achtjährige" Olivia, die Crews' Vater ehelichen will. Zwischendurch werden Papayas und Äpfel gegessen. Und Mordfälle aufgeklärt. Natürlich. Das gehört sich ja auch so für eine Krimi-Serie.

Menschen: