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Star Wars Episode VII

Na, das ist aber genau der richtige Zeitpunkt - Timing vom Allerfeinsten. Der übliche Katzenjammer, wenn man eben zu lange schon an der Nadel hängt, stellt sich ausgerechnet jetzt ein. Jetzt ist man seit mehreren Jahrzehnten glühender Star-Wars-Fan und hat damals am Anfang, also mit Beginn des Wahnsinns, den man für ein großes Ereignis hielt, schon sein Taschengeld für die Merchandise-Geschichten solch hervorragender Plastikfiguren-Hersteller wie Kenner ausgegeben und sich deren rasenden Falken zu Weihnachten gewünscht, und der Regisseur der Episode VII sagt einem auch zu - aber man fragt sich doch: brauchen die von Walt Disney wirklich ausgerechnet noch mein Geld? Eine Milliarde Levonzen hat das Ding ja bereits in den ersten paar Tagen eingespielt, da kommt es denen sicher nicht darauf an, ob jetzt auch noch ich in den Film gehe. Eigentlich ist es wie mit allem, das einfach zu groß geworden ist, und man verliert ganz einfach den Bock drauf. Warum in Deutschland ein deutsches Auto fahren (machen alle), warum in den USA ein amerikanisches (machen auch alle) - es ist einfach im Gesamtbild völlig egal und fügt dem Ding auch nichts hinzu, wenn man teilnimmt - oder nimmt ihm auch nichts weg, wenn man fernbleibt. Und im Geld schwimmen die ja sowieso. Die 18 Euro, die ich jetzt an der Kinokasse lassen kann, um sowieso das 1978er Ereignis in keiner Weise zu wiederholen, die sind für mich ein ganz schöner Batzen, für den Konzern aber ein Pipifax. Wenn die das aber wirklich wünschen, dass nun auch ich ins Kino gehe, können sie ja eine Nachricht in der Kommentarzeile hinterlassen. Vielleicht werde ich mich aus Gründen des Altersstarrsinns ja auch lieber auf die Episoden IV-VI beschränken. Die sind (nach mehrfacher eingehender Betrachtung) ja eigentlich schon schwer genug gegen Leute mit gutem Geschmack zu verteidigen. Und vielleicht reicht es ja schon, wenn man als junger Mensch die Episode IV so früh wie nach Altersbeschränkung eben möglich im Kino gesehen hat. Na, wie das so läuft, werde ich mir allerdings früher oder später dennoch die Knete aus den Rippen leiern lassen... aber es vermittelt einem doch das Gefühl, im Großen und Ganzen das Falsche zu machen, wenn es etwas ist, dem praktisch jeder auf den Leim geht. Vielleicht leidet man ja doch genau so unter schlechtem Geschmack wie der größte Teil der Menschen, aber was soll man tun. Dass man solch einem Moloch die Treue hält, hat schon etwas von religiösem Aberglauben. Und dabei ist man ja in der Materie nicht einmal so drin wie die "echten" Fans. Ach - hätte man doch nur den Charakter gehabt, nach Episode VI zu sagen: "been there, done that." Stattdessen verfängt man sich in einem unguten klebrigen Spinnennetz aus Begeisterung und Bescheuertness. Und des Weiteren infiziert man noch die eigenen Kinder und überlässt es dann im schlimmsten Falle noch aus lauter Blödheit, die im Gewand der Rücksicht daher kommt, anderen Menschen, das Zaubererlebnis zu arrangieren, anstatt Karten für die Originalfassung vorzubestellen.

Aber, ach was: natürlich kann man als voll infizierter Star-Wars-Fan an der Episode VII nicht vorbei. So schnell wie möglich muss man da ins Kino, und was sieht man? Erwachsene Nerds und Nerdinen mit genau so lichtem Haar wie man selbst (die Frauen) und noch dickeren Bäuchen als man selbst (die Männer). Und sie weinen, nachdem die Vorstellung zu Ende und der Abspann gelaufen ist. Und man weiß warum. Und dennoch ist man ist bisschen beschämt. Sind das noch größere Fans, als man es selber je gewesen ist?

Ach übrigens: das hier ist das Kylo Rentier. Und hier ist Luke Skywalker.

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