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I am legend

Der Film I am legend  äh, I Zombot, wirkt ganz seltsam ungelenk, allerdings erst mit zunehmender Dauer der Handlung, denn es fängt atmosphärisch dicht im völlig verlassenen New York an, wo die Spannung fingerdick in der Luft liegt und - eigentlich sehr hübsch - die Grenzen zwischen Jagen und Gejagtwerden in der Filmhandlung geschickt verwischt werden: Damwild, Raubtiere und mittendrin ein Schäferhund und sein Will Smith. Und die Bedrohung wirkt genau dann am stärksten, wenn niemand da ist.

Soweit ist alles richtig gemacht. Aber das reicht nur etliche Minuten. Und obwohl der Film versucht, möglichst gegen die drei großen unausgesprochenen Tabus zu verstoßen (Frauen, Tiere und Kinder gehen kaputt), schwingt er sich doch in keiner Weise zu einem chancenreichen Ablauf der Dinge auf.

Da wäre zunächst wieder das Grundübel der ganzen Gattung: schnelle Zombies.

Das braucht doch keiner! Das Schnelle ist auch scheiße unmotivierbar: das verkommt zu einem unglaublichen ADHS-mäßigen Herumgefuchtel, -gehüpfe und -gezappel, das jeglicher Plausibilität entbehrt. Denn entweder verhilft das Virus (und die Viren nerven mich ja auch langsam als pseudorationale Erklärungsmuster für das Mystische) wirklich dazu, dass der Mensch Reflexe hat wie auf Speed und Körperleistungen wie auf EPO - aber dann muss man sich ja auch entscheiden, ob die intellektuellen Leistungen wirklich eher drastisch in Richtung Verlangsamung und Degeneration gehen sollen (hechel, sabbel, zitter) oder ob die Fähigkeit zum raschen Denken und zur komplexen Fallenstellung erhalten bleiben soll. Beides geht nicht, und die Zombies sind ohnehin schon immer so viele, und sie werden auch immer mehr, da sollen sie halt debil herumschlurfen, bitteschön!

Wenn nicht, dann muss man auch konsequent sein und sagen, ja, ok, es ist eben eine Mutation mit starkem evolutionären Vorteil, das ist nun mal zu akzeptieren. Und, wer hätte es gedacht, das ist ja auch gleich der traurige Unterton der Romanvorlage zu diesem Film. Was aber macht der Film daraus? Er lässt die hyperaktiven Hampel-Zombies in Mengen antanzen, die quasi direkt der Feind-Generator-Engine von Doom entstammen - und dann "gib ihm". Dass die immerhin noch einen Uruk-Hai mitbringen, den man wiedererkennen kann, macht es auch nicht besser. Denn da kommt es ja zu keinerlei Interaktion jenseits von Fressehauen. Umgekehrt geht der Filmheld aber auch nicht anders vor: wenn man die Infizierten schon nicht heilen kann, dann kann man ja wenigstens mit dem Auto drüberfahren. Folgerichtig gibt es auch den Shooter zum Fillm von Warner Brothers. Als würde das an Humorfreiheit und Ironievermeidung noch nicht ausreichen, kommt die Rettung dann ausgerechnet aus Selbstopfer und der Bürgerwehr des bibelfesten Mittelwesten. Hä? Sind die da alle mit der Muffe gepufft?

Und die Umdeutung von "I am legend" zur "legendären Heldentat", das schlägt in seiner Unverfrorenheit und mit ungebrochener "Leistung-muss-sich-wieder-lohnen"-Mentalität dann doch dem Fass endgültig den Boden ins Gesicht. Bush-Values rules.

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